Der Brief

Es ist später Abend. Torben hat sich nach getaner Arbeit sein Feierabendbier geholt und wartet im Wohnzimmer auf Milo. Dann hört er jemanden zur Tür reinkommen.
Torben: "Milo? Ich bin im Wohnzimmer!"
Milo kommt ins Wohnzimmer
Milo grinzt: "Ach Du hast es schon gemütlich gemacht."
Milo setzt sich zu Torben
Torben: Und wie wars?"

Milo: "Super! St Peter Ording ist ein tolles Fleckchen Erde. Eigentlich wollte ich schnorcheln, doch dann haben mich Kim und Kevin zum Surfen überredet. Warum bist Du mit den Kindern denn eigentlich nicht mitgekommen."

Torben: "Heute war Opa-Tag. Mein Vater hat wenig Zeit und ich finde es schon wichtig, dass meine Kinder auch mit der älteren Generation Zeit verbringen. Und ich hatte endlich mal die Bahn frei für den Haushalt."
Torben steht auf
Torben: "Du hast heute Post aus der Schweiz bekommen. Wer schreibt dir denn? Ich hole Dir mal dein Bier."
Milo mustert den Brief, das kann doch nicht...
Milo: "Cass"
Hastig öffnet er den Brief und liest
Milo liest: Hallo Milo...


Hallo Milo
Ich hoffe, Du bist gut in Prisdorf angekommen. Na, hatten Dich die Kleinen schon vermisst?
Hier auf Sainte-Pierre geht momentan alles drunter und drüber. Lea hat sich immer noch nicht damit abgefunden, dass Noah nicht mehr zurück kommen wird.
Ich versuche ihr so gut ich kann zu helfen. Vor noch nicht allzu langer Zeit, habe ich das Gleiche durchgemacht. Ich musste damals fort. Fort von den Erinnerungen, vom Alltag. Ich konnte gottseidank in Kanada wieder Kraft tanken.
Der Schmerz vergeht nie, aber mit jeder Stunde nimmt er ein wenig ab.
Du fragst Dich wahrscheinlich, warum ich Dir diese Zeilen schreibe. Nachdem ich Dich vor Deiner Abreise - als Du mich im Stall besuchen kamst - so behandelt habe.
Während Du fort warst, ist mir einiges klar geworden. Und als ich Dich an Noahs Beerdigung wieder sah, fühlte ich nebst der Trauer auch Freude. Freude darüber, Dich zu sehen...
Ich möchte Dir mit meinem Brief eigentlich nur sagen, dass ich keineswegs mehr böse auf Dich bin. Dass ich... dass wir beide etwas überreagiert haben. Ich bin mir sicher, dass wenn wir das vergessen, wir wieder von vorne beginnen können. Mit Lucas war und wird nie was sein!
Je länger Du fort bist, je mehr fehlst Du mir... Aber wieso bloss?
Du hast mir soviel von den Kids und von Torsten vorgeschwärmt, dass ich sie vor meinem geistigen Auge sehe. Und irgendwie möchte ich die ganze Bande mal persönlich kennen lernen...
Vielleicht könnte ich Dich ja dort besuchen kommen? Aber ob Torsten damit einverstanden wäre? Aber ob Du das auch möchtest? Und ob Du mir überhaupt verzeihen kannst?
Ich umarme Dich
Cass
Torben kommt zurück und bringt Milos Bier mit
Torben: "Und steht etwas Interessantes drin? War neugierig, hab natürlich den Absender gelesen. Cass, war das nicht deine Traumfrau vor der du geflüchtet bist?"

Milo: "Ja, Cass. Sie will es mit mir nochmal versuchen!"

Torben: "Das ist doch eine super Nachricht. Und...?"


Milo verwirrt: "Sie will mich HIER besuchen kommen."

Torben: "Was Besseres kannst du dir doch gar nicht wünschen. Lad sie ein. Sie soll kommen."
Milo springt auf
Milo aufgeregt: "Ich muss ihr sofort schreiben."

Torben: "Hey, immer langsam! Das du ihr einen Brief schreiben willst finde ich echt klasse. Aber ich hab da eine bessere Idee."


Torben: "Diese Erfindung nennt man Telefon. Die gibt es doch bestimmt auch in der Schweiz. Ruf sie an!"

Milo unsicher: "Meinst du?"

Torben: "JA!"


Milo wählt mit zittrigen Händen Cass Nummer: "Es klingelt - sie - sie nimmt nicht ab - sie ist wohl nicht da."


Milo: "Und jetzt?"

Torben: "Rufst du jemanden an, der wissen könnte wo sie ist. Wem würde sie sich anvertrauen?"

Milo: "Lea - nein, dass würde sie zur Zeit nicht machen. Kayla - und Kayla ist meistens bei Samir in meiner WG."

Torben: "Ruf an!"


Milo: "Wie war noch die Nummer? Ich ruf mich so selten an. Hoffentlich ist Kayla da, oder Samir."


Milo flüstert: "Es klingelt..."

Torben flüstert zurück: "Hör ich!"

Am anderen Ende des Telefons: "Dau al Gamar"

Milo: "Samir! Sag ist Kayla da?"

Samir: "Milo! Das muss Gedankenübertragung sein. Weißt du wer eben da war? Cass und sie ist auf dem Weg zu dir. Unglaublich oder? Was wolltest du von Kayla?"

Milo: "Hat sich erledigt. Danke. Schöne Grüße an alle!"

Milo legt auf
Torben: "Und? Lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen!"

Milo: "Ich brauche Cass nicht mehr einzuladen."

Torben: "Wie jetzt?"

Milo erfreut: "Sie ist schon unterwegs hierher."

Torben: "Ja super! Die Frau ist ja echt entschlossen. Dann kann ich ja jetzt schlafen gehen. Gute Nacht Milo. Ach ja, du weist was es bedeutet wenn Cass kommt?"

Milo erschrocken: "Was?"

Torben zwinkernd: "Wenn ihr nicht zusammen in einem Bett schlaft, schläfst du hier im Wohnzimmer auf der Couch. Gute Nacht!"
Milo bleibt noch im Wohnzimmer sitzen
und er hegt nur noch einen Gedanken: *Cass, liebste Cass...*





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